Gastgeber: Belgien
Teilnehmerzahl: 4 bei der Endrunde, 32 in der Qualifikation
Gewinner: Deutschland
Finalist: Sowjetunion
Torschützenkönig: Gerd Müller (4 Tore)
1972 fand erneut eine Fußball-Europameisterschaft statt. Bei dem ersten Turnier im Nachbarland Belgien triumphierte die deutsche Nationalmannschaft und holte ihren ersten Europameistertitel – bis heute sollten noch zwei weitere EM-Titel folgen, sodass das deutsche Team zu den erfolgreichsten Mannschaften bei Europameisterschaften zählt.
Die andere deutsche Mannschaft, die Nationalelf der DDR, scheiterte übrigens bereits in der EM-Qualifikation – ebenso die Österreich und die Schweiz. Neben dem EM-Triumph konnte Deutschland auch noch den besten Torschützen stellen. Denn der Bomber, vom FC Bayern München, Gerd Müller schoss bei der Endrunde in Belgien vier Tore und damit deutlich mehr als alle anderen Spieler. Denn kein anderer Spieler schaffte es, überhaupt mehr als ein Tor zu erzielen. Somit war die EM 1972 in Belgien ein überaus erfolgreiches Turnier für die deutsche Nationalmannschaft.
Inhaltsverzeichnis
Verlauf des Turniers
Die EM im Jahr 1972 war wie heute bereits in eine Qualifikationsrunde und die anschließende Endrunde aufgeteilt. In der Qualifikation spielten 32 Nationalmannschaften mit, die sich in insgesamt acht Gruppen duellierten. Die Gruppensieger traten anschließend in KO-Spielen an, sodass letztendlich vier Teams für die Endrunde in Belgien übrigblieben – übrigens wurde der Gastgeber der Endrunde erneut erst nach der Qualifikation bestimmt. Damit wollten die Verantwortlichen sicherstellen, dass einer der Endrundenteilnehmer diese auch ausrichten darf.
Für die Endrunde qualifizierten sich also der Gastgeber Belgien, die Sowjetunion, Ungarn und die deutsche Nationalelf. Die Auslosung hatte zur Folge, dass im ersten Halbfinale die Sowjetunion gegen Ungarn antreten musste und Deutschland auf den Gastgeber traf.
Datum | Team 1 | Erg. | Team 2 | |
---|---|---|---|---|
🔶 Halbfinale | ||||
14.06.1972 | Deutschland | 2:1 (1:0) | Belgien | 2:1 (1:0) |
UdSSR | 1:0 (0:0) | Ungarn | 1:0 (0:0) | |
🔶 3. Platz | ||||
17.06.1972 | Belgien | 2:1 (2:0) | Ungarn | 2:1 (2:0) |
🔶 Finale | ||||
18.06.1972 | Deutschland | 3:0 (1:0) | UdSSR | 3:0 (1:0) |
Die Sowjetunion konnte sich bis zur EM 1972 für alle Endrunden qualifizieren – auch im ersten Halbfinale gegen Ungarn wurde das Team aus der Sowjetunion der Favoritenrolle gerecht. Ein 1:0 reichte für den Einzug in das Finale der Europameisterschaft. Und auch im zweiten Halbfinale konnte sich der Favorit durchsetzen. Die deutsche Elf um Gerd Müller gewann dank zweier Tore des Bombers mit 2:1 und zog somit in das Finale ein – die Hoffnung auf den ersten EM-Titel blieb bestehen.
Im Spiel um Platz 3 konnten die Gastgeber sogar noch den dritten Platz klar machen. Doch alle Augen richteten sich auf das Finale zwischen der Sowjetunion und Deutschland, das am 18. Juni in Brüssel angepfiffen wurde. Die Öffentlichkeit erwartete ein spannendes und umkämpftes Spiel zwischen den beiden Favoriten – doch dann kam alles anders. Bereits in der ersten Halbzeit konnte Gerd Müller mit einem 1:0 alles in die entscheidende Richtung lenken. In der zweiten Halbzeit erhöhten Wimmer und erneut Müller noch vor der 60 Minuten auf 3:0 und machten den EM-Titel klar. Deutschland war Europameister…
Der Europameister
Knapp 20 Jahre nach dem ersten internationalen Titel beim Wunder von Bern, gewann Deutschland erneut ein großes Turnier. Bis heute gilt das Team der EM 1972 als eine der stärksten deutschen Mannschaften. Spielwitz, Leidenschaft und Ehrgeiz waren die Erfolgsfaktoren des deutschen Europameisters. Bereits im Vorfeld der EM hatte Deutschland die Sowjetunion in einem Eröffnungsspiel für das Münchener Olympiastadion deutlich besiegt – es war also letztendlich keine Überraschung, dass sich die hoch talentierte deutsche Elf durchsetzen konnte.
Auch in der Qualifikationsrunde konnte Deutschland seine Souveränität und Klasse zeigen. Sechs Spiele, vier Siege, keine Niederlage – Deutschland wurde unangefochten Gruppenerster und konnte im entscheidenden Viertelfinale auch England im Wembley-Stadion deutlich besiegen – dieser Sieg war der erste Sieg der deutschen Mannshaft in England.
Der deutsche Kader – wer spielte?
Im Tor der deutschen Nationalmannschaft spielte erneut Sepp Maier vom FC Bayern München. Im besten Alter mit 28 Jahren sorgte Sepp Maier für defensive Stabilität. Dazu trug auch die Defensive der Deutschen bei. Franz Beckenbauer, Berti Vogts und Paul Breitner waren die Stützen in der deutschen Abwehr. Noch viele Jahrzehnte danach sucht die damalige Verteidigung Seinesgleichen – hochklassig besetzt und das trotz des jungen Alters der Defensivkräfte.

Das Mittelfeld der Deutschen war geprägt von Günter Netzer, Uli Hoeneß und Rainer Bonhof. Davor sorgten im Sturm Jürgen Grabowski, Jupp Heynckes und allen voran der Bomber Gerd Müller für die notwendigen Tore. Müller wurde 1972 sowohl der Torschützenkönig der Endrunde als auch der gesamten EM mitsamt Qualifikation.
Trainer der Mannschaft war erneut Helmut Schön. Die spielstarke und talentierte deutsche Nationalelf war übrigens von jungen Spielern geprägt – keiner der Spieler hatte bereits die 30er Jahre Grenze überschritten. Die deutsche Nationalmannschaft schien für die Zukunft gewappnet – nicht ohne Grund gewannen die deutschen Kicker mit einem ähnlichen Aufgebot zwei Jahre später den zweiten Weltmeistertitel.
DFB Kader bei der EM 1972
RN | Name | Verein | Geb | |
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Torhüter | ||||
Wolfgang Kleff | Bor. Mönchengladbach | 16.11.1946 | ||
Sepp Maier | Bayern München | 28.02.1944 | ||
Abwehr | ||||
Franz Beckenbauer | Bayern München | 11.09.1945 | ||
Michael Bella | MSV Duisburg | 29.09.1945 | ||
Rainer Bonhof | Bor. Mönchengladbach | 29.03.1952 | ||
Horst-Dieter Höttges | Werder Bremen | 10.09.1943 | ||
Georg Schwarzenbeck | Bayern München | 03.04.1948 | ||
Berti Vogts | Bor. Mönchengladbach | 30.12.1946 | ||
Mittelfeld | ||||
Paul Breitner | Bayern München | 05.09.1951 | ||
Uli Hoeneß | Bayern München | 05.01.1952 | ||
Horst Köppel | VfB Stuttgart | 17.05.1948 | ||
Günter Netzer | Bor. Mönchengladbach | 14.09.1944 | ||
Herbert Wimmer | Bor. Mönchengladbach | 09.11.1944 | ||
Sturm | ||||
Jürgen Grabowski | Eintracht Frankfurt | 07.07.1944 | ||
Sigfried Held | Kickers Offenbach | 07.08.1942 | ||
Jupp Heynckes | Bor. Mönchengladbach | 09.05.1945 | ||
Erwin Kremers | FC Schalke 04 | 24.03.1949 | ||
Hannes Löhr | 1. FC Köln | 05.07.1942 | ||
Gerd Müller | Bayern München | 03.11.1945 | ||
Trainer | ||||
Helmut Schön | 15.09.1915 |
Die deutschen DFB-Trikots – wie sah es aus?
Schwarz-Weißes Jersey mit Rundkragen – alles beim Alten bei der deutschen Nationalmannschaft. Auf der Brust das Wappen des DFB und ansonsten gab es keinerlei farbliche Akzente beim EM-Trikot 1972. Die Hose des Trikots war schwarz und die Stutzen weiß. Deutschlands Verantwortlichen setzten in dieser Zeit vor allem auf eins: Tradition und Beständigkeit in Schwarz-Weiß.

