Gastgeber: Italien
Teilnehmerzahl: 8
Gewinner: Deutschland
Finalist: Belgien
Torschützenkönig: Klaus Allofs (3 Tore)
Bei der sechsten Europameisterschaft 1980 in Italien wurde Deutschland zum zweiten Mal Europameister. Das Turnier war das Debüt des neuen Bundestrainers Jupp Derwall und der große Durchbruch des damals 20-jährigen Bernd Schuster. Im Finale gegen Belgien war Horst Hrubesch mit seinem Doppelpack der Matchwinner beim 2:1-Sieg zum Titelgewinn.
In der Qualifikation zur EM 1980 setzte sich die DFB-Auswahl gegen Türkei, Wales und Malta durch und behielt dabei fast eine weiße Weste –beim 5:1 in Köln gelang dem Waliser Alan Curtis der einzige Gegentreffer gegen die BRD-Elf. Mit DDR, Schweiz und Österreich waren weitere deutschsprachige Teams bei der Qualifikation zur Europameisterschaft 1980 vertreten. Allerdings blieben DDR und Schweiz in ihrer Qualifikationsgruppe hinter den Niederlanden und Polen zurück, und Österreich wurde Zweiter hinter dem späteren Finalisten Belgien. Bei der EM 1980 war Europameister Deutschland als einziges deutschsprachiges Team unter acht Endrundenteilnehmern vertreten.
Inhaltsverzeichnis
Verlauf des Turniers
Die Europameisterschaft 1980 fand zwischen dem 11. und 22. Juni in Italien statt und wurde erstmals in Turnierform ausgetragen. Diesmal durften acht statt der bisherigen vier Teams an der Endrunde teilnehmen, die in zwei 4er-Gruppen aufgeteilt wurden. Die beiden Gruppenzweiten durften um den dritten Platz und die beiden Gruppensieger im Finale um die Europameisterschaft spielen.
Tabell Gruppe 1
# | Mannschaft | Sp. | S. | U. | N. | Tore | Dif. | Pk. |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Deutschland | 3 | 2 | 1 | 0 | 4:2 | 2 | 5:1 |
2 | ČSSR | 3 | 1 | 1 | 1 | 4:3 | 1 | 3:3 |
3 | Niederlande | 3 | 1 | 1 | 1 | 4:4 | 0 | 3:3 |
4 | Griechenland | 3 | 0 | 1 | 2 | 1:4 | -3 | 1:5 |
Tabell Gruppe 2
# | Mannschaft | Sp. | S. | U. | N. | Tore | Dif. | Pk. |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Belgien | 3 | 1 | 2 | 0 | 3:2 | 1 | 4:2 |
2 | Italien | 3 | 1 | 2 | 0 | 1:0 | 1 | 4:2 |
3 | England | 3 | 1 | 1 | 1 | 3:3 | 0 | 3:3 |
4 | Spanien | 3 | 0 | 1 | 2 | 2:4 | -2 | 1:5 |
Die deutsche Nationalmannschaft absolvierte im ersten Spiel der Europameisterschaft am 11. Juni das Eröffnungsspiel gegen Titelverteidiger Tschechoslowakei. Das erste Spiel in Gruppe 1 konnte Deutschland zwar gewinnen, doch der 0:1-Sieg war sehr knapp. Bundestrainer Jupp Derwall hatte Bernd Schuster außen vorgelassen und stattdessen auf Bernd Cullmann gesetzt. Den entscheidenden Treffer erzielte Karl-Heinz Rummenigge in der 57. Spielminute.
Im zweiten Gruppenspiel kam es zum Aufeinandertreffen mit den Niederlanden, die schon bei den WMs 1974 und 1978 Gegner des DFB-Teams waren. Das Spiel wurde durch einen Hattrick von Klaus Allofs (20., 60. Und 65. Spielminute) entschieden. Zwei späte Tore durch Rep und van de Kerkhof reichten nur zum 3:2-Endergebnis. Gegen die Niederlange kam Bernd Schuster zum ersten Turniereinsatz und seinem achten Länderspiel. Außerdem gab Lothar Matthäus sein Länderspieldebüt. In einer Szene traf der Niederländer van de Kerkhof den deutschen Torhüter Toni Schuhmacher mit der Hand im Gesicht. Bei der darauffolgenden Auseinandersetzung war auch der niederländische Verteidiger Huub Stevens involviert. Dank des 1:1-Unentschieden zwischen der Tschechoslowakei und den Niederlanden genügte Deutschland gegen Griechenland ein 0:0, um den Finaleinzug zu sichern.
In der EM-Gruppe 2 setzte sich Belgien mit nur einem Sieg gegen Italien, England und Spanien durch. Im letzten Spiel der Gruppe war auch für Belgien ein 0:0 gegen Gastgeber Italien ausreichend um das Finalticket zu lösen. Im Spiel um Platz 3 trafen Tschechoslowakei und Italien aufeinander. Das bislang letzte Spiel um Platz 3 bei Europameisterschaften wurde im Elfmeterschießen entschieden. Nach 16 verwandelten Elfern verschoss der Italiener Collovati und Barmos verwandelte den anschließenden Versuch – die Tschechoslowakei konnte den dritten Platz erringen.
EM 1980 in Italien Spielplan
Datum | Team 1 | Erg. | Team 2 |
---|---|---|---|
🔶 Gruppe 1 | |||
11.06.1980 | Deutschland | 1:0 (0:0) | ČSSR |
Niederlande | 1:0 (0:0) | Griechenland | |
14.06.1980 | Deutschland | 3:2 (1:0) | Niederlande |
ČSSR | 3:1 (2:1) | Griechenland | |
17.06.1980 | Deutschland | 0:0 (0:0) | Griechenland |
ČSSR | 1:1 (1:0) | Niederlande | |
🔶 Gruppe 2 | |||
12.06.1980 | Belgien | 1:1 (1:1) | England |
Italien | 0:0 (0:0) | Spanien | |
15.06.1980 | Belgien | 2:1 (1:1) | Spanien |
Italien | 1:0 (0:0) | England | |
18.06.1980 | England | 2:1 (1:0) | Spanien |
Belgien | 0:0 (0:0) | Italien | |
🔶 3. Platz | |||
21.06.1980 | ČSSR | 9:8 (0:0, 1:1, 1:1) i.E. | Italien |
🔶 Finale | |||
22.06.1980 | Deutschland | 2:1 (1:0) | Belgien |
Insgesamt gilt die EM 1980 als eines der schwächeren EM-Turniere. Die Begegnungen waren von einem defensiven, eher langsamen Fußball geprägt und die italienischen Zuschauer hatten nur wenig Interesse an der Europameisterschaft. Viele der Spiele wurden entweder von lauten Tröten begleitet – ähnlich wie später bei den Vuvuzelas – oder die Zuschauer blieben gleich dem Stadion fern. Das Finale sahen zum Beispiel nur 47.860 Zuschauer live und knapp 25.000 Plätze blieben frei. Die Daheimgeblieben verpassten bei der 1:0-Vorlage durch Schuster auf Hrubesch eine der schönsten Szenen des Turniers. Nach zwei weiteren Treffern lautete der Endstand 2:1 und der Europameister hieß Deutschland.
Der Europameister
Zu Beginn der 1980er-Jahre hatte die deutsche Mannschaft gerade einen Umbruch hinter sich gebracht. Es gab mit Jupp Derwall einen neuen Trainer und nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Rainer Bonhof war kein Weltmeister von 1974 mehr mit an Bord.
Bei der Europameisterschaft 1980 konnte das Team aber die Erwartungen übertreffen und am Ende den Titel erringen. Dabei half vor allem die Erfahrung des 32-jährigen Kapitäns Bernard Dietz und das kongeniale Hamburger Duo bestehend aus Manfred Kaltz und Horst Hrubesch. Weiterhin waren die spielentscheidenden Aktionen von Spielern wie Bernd Schuster und Klaus Allofs entscheidend für den Titelgewinn Deutschlands.
Der deutsche Kader – wer spielte?
Im deutschen Kader 1980 gab es sowohl talentierte Mittelfeldspieler wie Bernd Schuster und Lothar Matthäus, als auch erfahrenere Profis. Dazu zählen unter anderem Kapitän Bernhard Dietz, Uli Stielike, Karl-Heinz Rummenigge oder das Hamburger Tandem aus Manfred Kaltz und Horst Hrubesch.
Für Bundestrainer Jupp Derwall waren Profis, die nicht in der Bundesliga spielten, ein Problem. Unter den Europameistern war mit Uli Stielike von Real Madrid nur ein Legionär. Als Bernd Schuster nach der Europameisterschaft vom 1. FC Köln zum FC Barcelona wechselte, nannte Bundestrainer Derwall ihn einen „Ahnungslosen“.
Ein sicherer Rückhalt war der Kölner Torhüter Toni Schumacher, der in den 1980er-Jahren Stammkeeper in der Nationalmannschaft war. Außerdem waren vom VfB Stuttgart die Brüder Karlheinz und Bernd Förster als Verteidiger mit im Team. Bei allen vier Spielen standen außerdem der Kaiserslauterer Hans-Peter Briegel und der Stuttgarter Hansi Müller auf dem Feld.
DFB Kader bei der EM 1980
RN | Name | Verein | Geb | |
---|---|---|---|---|
Torhüter | ||||
22 | Eike Immel | Borussia Dortmund | 27.11.1960 | |
21 | Walter Junghans | Bayern München | 26.10.1958 | |
1 | Toni Schumacher | 1. FC Köln | 06.03.1954 | |
Abwehr | ||||
13 | Rainer Bonhof | Valencia CF | 29.03.1952 | |
2 | Hans-Peter Briegel | 1. FC Kaiserslautern | 11.10.1955 | |
3 | Bernd Cullmann | 1. FC Köln | 01.11.1949 | |
5 | Bernard Dietz | MSV Duisburg | 22.03.1948 | |
7 | Bernd Förster | VfB Stuttgart | 03.05.1956 | |
4 | Karlheinz Förster | VfB Stuttgart | 25.07.1958 | |
20 | Manfred Kaltz | Hamburger SV | 06.01.1953 | |
16 | Herbert Zimmermann | 1. FC Köln | 01.07.1954 | |
Mittelfeld | ||||
14 | Felix Magath | Hamburger SV | 26.07.1953 | |
18 | Lothar Matthäus | Bor. Mönchengladbach | 21.03.1961 | |
12 | Caspar Memering | Hamburger SV | 01.06.1953 | |
10 | Hansi Müller | VfB Stuttgart | 27.07.1957 | |
6 | Bernd Schuster | 1. FC Köln | 22.12.1959 | |
15 | Uli Stielike | Real Madrid | 15.11.1954 | |
19 | Mirko Votava | Borussia Dortmund | 25.04.1956 | |
Sturm | ||||
11 | Klaus Allofs | Fortuna Düsseldorf | 05.12.1956 | |
17 | Kalle Del'Haye | Bor. Mönchengladbach | 18.08.1955 | |
9 | Horst Hrubesch | Hamburger SV | 17.04.1951 | |
8 | Karl-Heinz Rummenigge | Bayern München | 25.09.1955 | |
Trainer | ||||
Jupp Derwall | 10.03.1927 |
Die deutschen DFB-Trikots – wie sah es aus?
Weiß mit schwarzem Kragen und Adidas-Streifen – die Neuerung am EM 1980 Trikot ist der schwarze Kragen. Bei der WM zwei Jahre zuvor war dieser noch in Weiß. Außerdem waren auf den den Schultern des Trikots erstmals schwarze Adidas-Streifen zu sehen. Beim Heimtrikot 1980 waren wie gewohnt die Hosen in Schwarz und die Stutzen in Weiß. Das grüne Auswärtstrikot kam bei der EM 1980 blieb beim Titelgewinn von 1980 im Schrank.
